Entwicklungspsychologische Aspekte für Frühpädagogen

Entwicklungspsychologische Aspekte für Frühpädagogen und Frühpädagoginnen.

Glück ist die Nebenwirkung von Verbundenheit

Die Frage nach der Qualität der Kinderbetreuung in den ersten drei Lebensjahren meint hier die Qualität der Interaktion, des frühen vorsprachlichen Dialogs, des Handlungsdialogs zwischen Kind und Bezugsperson.

Das Handlungsfeld der Frühpädagoginnen und Frühpädagogen ist sehr anspruchsvoll und setzt Wissen aus dem Bereich frühkindlicher Entwicklungspsychologie voraus.

Diese Fortbildung hat das Ziel, Ihnen eine stimmige, handlungsleitende entwicklungspsychologische Theorie zur Verfügung zu stellen.

Ein Schwerpunkt dieser Fortbildung ist der Blick auf die Entwicklung psychischer Struktur:
Im psychologischen Sinne bezeichnet Struktur das ganzheitliche Gefüge von psychischen Dispositionen. Diese inneren psychischen Strukturen haben als regulatives System eine adaptive Funktion. Selbstberuhigung z.B. ist eine der wichtigsten Aktivitäten dieses psychischen Systems. Psychische Struktur meint die verinnerlichte Kompetenz, mit der ein Mensch sowohl seine Beziehungen zu sich selbst und anderen, als auch sein Handeln in der Außenwelt realisiert, reflektiert und steuert. Dafür braucht man:

  • Differenzierte Gefühle und Umgangsmöglichkeiten mit ihnen
  • Differenzierte Kognitionen und Sprache
  • Vielfältiges Problemlöseverhalten
  • Antizipierende Wege zu Entscheidungen

Psychische Struktur entsteht in den ersten drei Lebensjahren und bedarf der qualitativ guten Beziehung zu den Bezugspersonen. Zu diesen Qualitäten gehört nicht nur Kontaktgestaltung und Bindung, sondern auch das sogenannte mentalisierende Begleiten von Gedanken und Gefühlen und das symbolisierende Nachdenken über sich, über andere, über Tun und Lassen, über Denken und Fühlen.

Bindung ist ein bedeutsames, vielleicht auch das bedeutsamste Merkmal einer guten oder weniger guten Entwicklung. Die Bindungstheorie hat sich als eine wichtige Säule der Entwicklungspsychologie durchgesetzt. Die Folgen guter Bindung sind nicht nur für die Beziehungsfähigkeit bedeutsam. Die Entwicklung von Mentalisierungsfähigkeit – die Fähigkeit, die Perspektive anderer Personen einzunehmen und aus deren Blickwinkel heraus ein Ereignis sehen zu können – ist ebenso Folge guter Bindung wie die Möglichkeit zur selbstständigen Affektbenennung und Affektregulierung.

Die Entwicklung dieser basalen psychischen Fähigkeiten von Kindern ist keine Frage von Erziehung, sondern in erster Linie von Entwicklung. Die psychische Entwicklung geschieht ausschließlich in der Beziehung zu einer erwachsenen Bindungsfigur.

Aus interpersonalem Austausch (vorsprachlicher Dialog, Handlungsdialog, ungeteilter Aufmerksamkeit) entstehen durch Internalisierung innere Strukturen, die das kleine Kind zunehmend unabhängig von den Bezugspersonen macht, weil es unter anderem folgende Fähigkeiten entwickelt:

  • Selbstwahrnehmung
  • Selbststeuerung
  • Abwehr (-mechanismen) als Fähigkeit, das eigene seelische Gleichgewicht in Konflikten durch eigene Schutz- und Abwehrmechanismen aufrecht zu erhalten.
  • Objektwahrnehmung, als Fähigkeit zwischen innerer und äußerer Realität sicher unterscheiden zu können.
  • Kommunikation
  • Bindung

Diese Fähigkeiten können von Kindern nur im Rahmen einer Bindungsbeziehung geäußert werden und sind abhängig von der emotionalen Sicherheit in dieser Beziehung. Es geht in diesem Arbeitsfeld um die emotionale Verfügbarkeit der Erwachsenen und somit um deren emotionale Ressourcen, da das Verhalten des kleinen Kindes durch heftige, noch unregulierte Affekte, gekennzeichnet ist, die sich auf die Bezugsperson übertragen.
Die Regulierung von Gefühlen ist anfänglich extrem, in späteren Lebensabschnitten  immer noch auf Fremdregulation angewiesen.

Themen:

Neuropsychologische Grundlagen:

  • sensible Phasen in der Entwicklung
  • Emotionen und Gefühle: Ergebnisse der Neurowissenschaften
  • Entwicklung der Metakompetenzen (Hüther)


Voraussetzung für die Entwicklung von Bindung:

  • Entwicklung von Affektregulation: Von der Koregulation zur Selbstregulation oder „was innen ist, war zuerst außen“.
  • Bindung als Ergebnis gelungener interpersonaler Regulation. Regulatorische Prozesse sind der Vorläufer der psychologischen Bindung und der damit einhergehenden Emotionen betrachtet.
  • Theorie der Affekte und ihrer Regulation.
  • Der Fähigkeit zur Affektregulation geht die Etablierung sozialer Beziehungen voraus.


Bindung und Bindungsmuster, innere Arbeitsmuster und Repräsentanzen:

  • Bindung als Entwicklungsaufgabe
  • Die Bedeutung psychischer Sicherheit


Aufbau innerer psychischer Struktur:

  • In jeder Persönlichkeitsentwicklung kommt es zum Aufbau innerer psychischer Strukturen. Mit Hilfe unserer inneren psychischen Struktur können wir Konflikte durchleben und bewältigen. In diesem Gefüge spielt die mentalisierende, emotionale und kognitive Kompetenz eine große Rolle.
  • Was ist unter psychischer Struktur zu verstehen?
  • Wie entwickelt sich psychische Struktur?
  • Wie funktioniert psychische Struktur, wenn sie gut entwickelt ist?
  • Wie funktioniert psychische Struktur, wenn sie unzureichend entwickelt ist?
  • Welchen Beitrag leistet die psychische Struktur beim Umgang mit Belastung, Traumatisierung und der Entwicklung von Resilienz?


Mentalisierung

  • Entwicklung von Mentalisierungsfähigkeit
  • „Theory of Mind“ und Reflexionsfunktion im Unterschied zur Introspektionsfähigkeit und zur Fähigkeit zur Empathie.
  • Teleologischer Modus, Äquivalenzmodus und Als-Ob-Modus


Intentionalität und Urheberschaft


Intersubjektivität und Selbstentwicklung


Kindliche Entwicklungsbedürfnisse


Triangulierung


Das Dilemma der Mütter

  • Die Angst der Mutter, die Liebe ihres Kindes an jemand anderes zu verlieren.


Autonomieentwicklung


Auswirkungen früher Trennungen


Eine professionelle Haltung in diesem Arbeitsfeld erfordert die Reflexion der eigenen emotionalen Zustände und des emotionalen Austauschs mit anderen, braucht Handlungskompetenz, Erklärungs- und Veränderungswissen.